Zeitgeschichtliches vor der Gründung des eigenständigen Landesverbandes 1950
Ursprung des Gewichthebens in Oberösterreich
Angeregt durch den Aufschwung der Schwerathletik in den 1870 Jahren in Wien gründeten die bekannten Sportmänner Joseph Estermann, Fritz Müller und Josef Busek am 25. Juli 1894 mit einem Stand von 31 Mitgliedern den Ersten OÖ Athletenclub „Goliath Linz“ Zum ersten Klubvorstand wurde Joseph Estermann gewählt. (Auszug aus einem Artikel zur 30 Jahrfeier von Goliath Linz)
Joseph Estermann – Gründer des Ersten Athletenclub Goliath Linz – Großindustrieller aus Linz Urfahr
Inhaber einer Seifensiederei in Linz, einer Margarinefabrik und Speiseölraffinerie in Wels.
Im Österreichischen Biographischen Lexikon wird er wie folgt beschrieben:
Vielfach preisgekröntes Mitglied eines Athletikklubs, Rennstallbesitzer, humorvoll und gutmütig, zahlte Leibrenten an Scharen von Bettlern und an einzelne Linzer Originale. Er war in Linz und Oberösterreich eine der populärsten Figuren der Vorkriegszeit.
Amtlich bestätigt von der kaiserlich königlichen Stadthalterei ob der Enns vom 8. August 1894 mit den Statuten des „Ersten oberösterr. Athleten Clubs Goliath Linz“ können wir den Ursprung des Gewichthebens in Oberösterreich nachweisen.
Quelle: OÖ Landesarchiv
weiters sind folgende Gründungsdaten von Vereine bekannt:
1897 – Athletik-Club Steyr
1898 – Herkules Steyr
1899 – Linzer Athletensport-Club „Siegfried“
1899 – Athletenclub „Germania“ Wels
1901 – 1. Salzkammergut Athletenclub „Türk“ Gmunden
1902 – Linzer Athletenclub „Markomannen“
1902 – Ebenseer Athletenclub „Simson“
1902 – 1. Ischler Athletenclub
1906 – 1. Rieder Athletenklub
1910 – Athletenklub Türk Linz
1913 – Athletenclub Braunau
1922 – Athletenklub Vorwärts Linz
1922 – Schwerathletik Sektion des Linzer A.S.K
1924 – Arbeiterkraftsportsektion Freiheit Wels
1928 – Vollkraft Wels
1929 – Athletenklub Siegfried Laakirchen
1934 – Hertha Wels
[Inhalt: Die Situation des OÖ Kraftsport nach dem Krieg von Johann Weibold – Quelle: Nationalbibliothek]
(Linzer) Tages-Post – 1921.12.31 – Seite 7 & 8
Kraftsport.
Von Johann Weibold. Obmann des Athletenklubs „Goliath“, Linz.
Die vor dem Kriege in Oberösterreich und besonders in Linz auf hoher Stufe stehende Schwerathletik, die Ringen und Stemmen umfasst, hatte in den Kriegsjahren einen Stillstand erfahren. Die zahlreichen Einrückungen und die schlechten Ernährungsverhältnisse machten eine sportliche Vereinstätigkeit unmöglich, der Kraftsport ruhte während der Kriegszeit in Oberösterreich vollkommen. Doch bald nach dem Umsturze nahm der Linzer Athletenklub „Goliath“, als erster Kraftsportverein Oberösterreichs, seine Tätigkeit wieder auf und wirkte durch sofortige Ausschreibung der oberösterreichischen Meisterschaft im Stemmen und Ringen befruchtend auf die Wiederbelebung des Kraftsportes in unserem Lande. Schon im Jahr 1919 feierte der Athletenklub „Herkules“ Steyr seien Wiederauferstehung und entwickelte sich ebenso wie „Goliath“ Linz in ungemein rascher Zeit. Beide Vereine nahmen in den letzten Jahren einen außerordentlich starken Aufschwung. Die erst im heurigen Jahr ins Leben gerufene „Germania“ Wels scheint dort festen Fuß gefasst zu haben, ihr Auftreten bei der kürzlich in Steyr ausgetragenen Landesmeisterschaft lässt das beste für die Zukunft erwarten. Auch die dem Linzer Athleten-Sportclub angegliederte Schwerathletik-Sektion ist jungen Bestandes und weißt eine erfreuliche Tätigkeit auf und gibt zu berechtigten Hoffnungen Anlaß.
Während in den vorerwähnten Vereinen eine rege Tätigkeit herrscht, wie sie selbst in den besten Friedensjahren nicht zu beobachten war, konnten aber zahlreiche vor dem Kriege in Oberösterreich bestandene Athletenklubs die lange Kriegszeit nicht überdauern. So bestanden in Linz die Athletenklubs „Markomania“, „Eiche“ und „Siegfried“; letzter fand seine Wiedergeburt in dem Llnzer „Athletik-Sportklub. Aber auch auf dem Lande wurde vor dem Kriege eifrig dem Kraftsporte gehuldigt. So bestanden in Attnang, Gmunden, Ebensee, Bad Ischl und Bad Aussee Kraftsportvereine, die aber ihre Tätigkeit nach Kriegsschluss nicht mehr aufnahmen. Auch ein in Braunau nach dem Kriege gegründeter Kraftsportverein scheint wieder eingegangen zu sein. Dies ist jedenfalls sehr zu bedauern, da durch eine größere Anzahl von Vereinen ein
regerer Wettbewerb innerhalb des Landes und ein erhöhter Ansporn zu immer besseren Höchstleistungen gegeben wäre. Auf dem Gebiete des Kraftsportes ist in den letzten Jahren ein großer Aufschwung zu verzeichnen. Das Interesse hiefür hat sich nach dem Kriege bedeutend vermehrt, der Mitgliederstand der einzelnen Vereine ist jetzt größer als in den „nahrhaften“ Vorkriegsjahren. Um dem Kraftsporte in den Bundesländern eine breitere Grundlage zu geben, sind jetzt Bestrebungen im Zuge, den vor dem Kriege schon bestandenen Alpenländischsn Kraftsport-Verband wieder zu gründen, der alle Kraftsport treibenden Vereine Oberösterreichs, Salzburgs, Kärntens, Tirols und Steiermarks umfassen soll. Die Schritte zur Gründung des Verbandes sind schon eingeleitet und sie dürften im Laufe der nächsten Monate zu einem greifbaren Ergebnis führen. Dadurch würde dem heimischen Kraftsporte ein größeres Tätigkeitsfeld eröffnet werden, zum Beispiel durch Veranstaltungen größerer Wettbewerbe im Ringen und Stemmen in Form einer Meisterschaft des Alpenlandes. Die Aussichten, die sich für die Entwicklung des Kraftsportes in Oberösterreich bieten, sind daher recht günstige, so dass auch zu hoffen ist, dass die körperliche Leistungsfähigkeit, die durch die Hungerjahre der Kriegs- und Nachkriegszeit beträchtlich gelitten hat, in Bälde auf der alten Höhe sein wird.
[Inhalt: 30 Jahre Athletenclub Goliath Linz – Quelle: Nationalbibliothek]
Tagblatt – 1924.10.26 – Seite 12
30 Jahre Linzer Athletenklub „Goliath“. Angeregt durch den Aufschwung der Schwerathletik in den Siebzigerjahren in Wien gründeten die bekannten Sportmänner Josef Estermann, Fritz Müller und Josef Busek am 25. Juli 1894 mit einem Stande von 31 Mitgliedern den Ersten OÖ Athletenklub „Goliath“. Zum Vorstande wurde Estermann gewählt und der erste Übnugsabend fand am 1. August desselben Jahres statt. Der Anfang war schwer, man hatte damals den Wert eines Körpersportes noch nicht erkannt. Unverzagt arbeiteten die Klubmitglieder aber weiter und es waren ganz hervorragende Leistungen im Stemmen, Ringen, Keulenschwingen, Bombenjonglieren usw., mit denen die den Kraftsport Ausübenden gelegentlich ihrer stets gut besuchten Sportfeste die Zuschauer überraschten. In Wels und Gmunden wurden von Goliath-Mitgliedern Athletenklubs ins Leben gerufen und in Linz noch die „Markomania“ und „Eiche“. Steyr hatte bereits seit 1897 seinen Klub „Herkules“. Gern wurde der Klub von Wiener Sportgrößen, so unter anderen von den Weltmeisterstemmern Josef Steinbach und Wilhelm Türk, den Europa- und Oesterreich-Meistern Niedermann, Forgatsch und Lichtblau, dem Leiter der Wiener Athletenschule Georg Jagendorfer und Wiener Ringkämpfern Wetasa und Burghart. Im Jahre 1912 gelang es, im Volksgarten einen geeigneten Raum ausfindig zu machen, der vom Volksgartenrestaurateur Hans Mayr in entgegenkommendster Weise dem Klub zur Verfügung gestellt wurde. In ihm fand der Klub einen höchst uneigennützigen Förderer der Schwerathletik. In dieses Jahr fällt freilich auch ein recht dunkler Schatten, der seit der Gründung dem Klub als Obmann vorstehende Josef Estermann wird zu Grabe getragen. Die Führung übernimmt nun der durch viele Jahre als Obmannstellvertreter fungierende Fritz Müller, an seine Stelle tritt am 7. Februar 1918 Hans Weibold, der auch gegenwärtig dem Klub vorsteht. Der Weltkrieg brachte einen vollständigen Stillstand der o.-ö. Schwerathletik. Nach Beendigung des Krieges fand sich nur ein kleines Häuflein alter „Goliath“-Athleten wieder zusammen, viele kamen oder lebten nicht mehr. Me Linzer Klubs „Markomania“ und „Eiche“ konnten überhaupt nicht mehr wiedererweckt werden. Um so ernster gingen die Wenigen aber wieder daran, für den Kraftsport zu werbenn und die Schwerathletik fand viele begeisterte Anhänger. Ein Hemmnis aber trat dem Wiederaufstieg des o.-ö. Kraftsportes entgegen; die entsetzliche wirtschaftliche Lage. So war der Klub nur auf die kleinen Mitgliedsbeiträge angewiesen. Viele seiner Mitglieder waren monatelang arbeitslos und mancher junge, zu den schönsten Hoffnungen berechtigende Athlet ging unserem heimischen Sporte verloren. Wenn trotzdem die Klubaufzeichnungen der Nachkriegszeit von Erfolgen melden können, so war das nur möglich durch den eisernen Willen und das zähe Zusammenhalten der Mitglieder. Wir weisen da auf die Austragung der Kreismeisterschaften von Oberösterreich und Salzburg im Jahre 1923, am denen zirka 140 Athleten teilnahmen und von deren 10 Meisterschaftstiteln die „Goliath“ Mitglieder 7 Meistertiteln nebst mehreren 2. und 3. Preisen erkämpften. Ins Vorjahr fiel auch die interne Feier, das 25jährig« Klubjubiläum des Obmannes Weibold und des Vorstandsmitgliedes Max Heinl. Als besonderes Ereignis sei noch der vorjährige Rummel der „Eisenbiegerei“ und „Breitbarterei“ erwähnt, in dem der „Goliath“ mit einer ganzen Reihe von „Eisenkönigen und stärksten Männern der Welt“ im Rahmen von Veranstaltungen vor die Oeffentlichkeit trat. Die Sache wurde aber gleich wieder zum „alten Eisen“ gelegt. Als Ideal schweben den Klubmitgliedern die fast unwahrscheinlichen Leistungen unserer unbesiegbaren Wiener Weltmeister vor und so begeht der Klub am 31. Oktober d. J. mit einem Stande von 70 Mitgliedern sein 3Ojähnges Gründungsfest, einen Rückblick haltend über die vergangene Zeit mit Richtlinien für die Zukunft festlegend, welche die Erreichung der gestellten hohen Ziele ermöglichen sollen. Dem Einzelnen zur körperlichen Ertüchtigung, der oberösterreichischen Landeshauptstadt zur Ehre.